Von Uni Saarland koordiniertes DEEP-Projekt begrüßt internationales Epigenomik-Konsortium in Berlin

Jahrestreffen und Symposium des International Human Epigenome Consortium (IHEC) in der Bundeshauptstadt.

Berlin ist in dieser Woche Treffpunkt für Epigenomforscher aus aller Welt. Als Gastgeber des diesjährigen Jahrestreffens des International Human Epigenome Consortium (IHEC) sowie des im Anschluss stattfindenden „Science Days“-Symposiums heißen die Forscherteams des Deutschen Epigenom Programms DEEP ihre internationalen Kollegen vom 12. bis 14. Oktober in der Bundeshauptstadt willkommen. Die dreitägige Konferenz ist gleichzeitig das Abschluss-Meeting des in 2012 gestarteten bundesweiten Epigenom Programms, das mit rund €20 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde.

„Als deutsche Beteiligung und zentraler Partner in IHEC hat DEEP in den vergangenen fünf Jahren nachhaltige Beiträge zur internationalen Epigenomforschung, einer Kerndisziplin der modernen personenorientierten Biomedizin, geleistet und das Konsortium maßgeblich mitgeprägt“, resümiert Prof. Jörn Walter, Universität des Saarlandes, Koordinator des DEEP-Konsortiums und stellvertretender Chair des IHEC International Scientific Steering Committee.

DEEP – Forschung auf unbekanntem Gebiet

In den vergangenen fünf Jahren wurde in IHEC weltweit daran gearbeitet, 1,000 hochaufgelöste menschliche Referenz-Epigenomkarten für gesunde und krankhafte Zelltypen zu erstellen und der Wissenschaftsgemeinschaft frei zugänglich zu machen. Zu Beginn war die Bedeutung und Tragweite dieser Forschung nur schwer einzuschätzen. Deutschland beteiligte sich mit dem Programm DEEP und der Generierung von mehr als 70 Epigenomen. Der Fokus von DEEP lag auf der Analyse von Zellen, die bei Stoffwechselerkrankungen und entzündlichen Erkrankungen eine zentrale Rolle spielen. Als eines der ersten Projekte weltweit konzentrierte sich DEEP hierbei auf die Untersuchung von Originalzellen menschlicher Probanden. In enger Zusammenarbeit mit Klinikern und Grundlagen-Forschern wurden neue experimentelle Methoden entwickelt, solche schwierigen Zellen schonend zu gewinnen und die epigenetischen Signalmoleküle möglichst unversehrt aus diesen zu extrahieren.

So wurde beispielsweise durch eine DEEP-Forschungsgruppe am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum erstmalig die komplexe epigenetische Entwicklung von langlebigen T-Gedächtniszellen nachvollzogen. Diese spezialisierten Zellen des Immunsystems sind einerseits essenziel für die Abwehr von Krankheitserregern, können andererseits jedoch auch Autoimmunerkrankungen verursachen, wenn die körpereigenen Kontrollmechanismen versagen.

Neue Erkenntnisse zur Rolle von angeborenen Immunzellen und deren Rolle bei der Entstehung von Krankheiten lieferte eine Zusammenarbeit von Forscherteams der Uni Duisburg-Essen und Klinikern der Uni Regensburg.

Gemeinsame Projekte des Instituts für Arbeitsmedizin in Dortmund, des deutschen Lebernetzwerkes „Hepatosys“ und der Universität Saarbrücken widmeten sich der Erforschung früher chronisch-epigenetischer Veränderungen von Leberzellen, die eine beginnende Fetteinlagerung aufweisen.

Der Ursache entzündlicher Prozesse in Bindegewebszellen von Gelenken sind Forscher aus Münster auf der Spur, die Gründe für chronische Entzündungen im Darm untersuchen Forscher aus Kiel. Das gemeinsame Ziel dieser Arbeiten ist es herauszufinden wann, warum und wie Zellen sich in chronischen Prozessen verändern.

Epigenome – ein Ozean von Daten

In all diesen Projekten wurden im DEEP-Projekt seit 2012 große Mengen digitaler epigenetischer Daten für die einzelnen Zellen erstellt. Um diese Daten zu verarbeiten mussten sichere und nachhaltig arbeitende Datenbanken am Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ aufgebaut werden. Von Kollegen in Saarbrücken, Berlin und Freiburg wurden dann neue Computerprogramme erstellt mit denen diese vielschichtigen, komplexen und neuartigen Daten verarbeitet und interpretiert werden konnten mit dem Ziel genau jene epigenetische Markierungen zu finden die man als „Zeichen“ der Erkrankung werten kann. Die Epigenome bergen aber noch eine Reihe tieferer Geheimnisse, deren Entschlüsselung die Aufgabe der nächsten Jahre sein wird. Dieser Schatz wird noch vielen Forschern als reiche Informationsquelle dienen – DEEP und IHEC haben die Grundlage für diese Forschung gelegt.

Die vergangenen Jahre galt es zunächst die Daten zu erzeugen. Nur ein Teil dieser Daten konnte bislang ausgewertet und in international anerkannten Journalen veröffentlicht werden – den überwiegenden Teil des Datenschatzes gilt es noch zu verstehen. Es zeigt sich aber, dass das genaue Betrachten dieses Datenschatzes einen tiefen Zugang in die epigenetische Programmiersprache von Zellen eröffnet. Hier bleibt auch zukünftig noch viel Raum für spannende Forschung. Die bisherigen Ergebnisse verdeutlichen dennoch, wie wichtig die Investition des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in das DEEP-Programm war und welche nachhaltigen Früchte es tragen wird.

Im Jahr vor seinem Abschluss präsentiert DEEP seine aktuellen Ergebnisse im Rahmen der IHEC-Tagung in Berlin. Hier diskutieren die Forscher vornehmlich noch unveröffentlichte Daten und neue Ansätze zur Datenanalyse mit den IHEC Kollegen aus aller Welt diskutiert.

IHEC/DEEP Meeting & Science Days

Das IHEC Annual Meeting findet am 12. Oktober 2017 im Kaiserin-Friedrich Haus in Berlin Mitte statt, gefolgt von den „Science Days“ am 13. und 14. Oktober 2017 im gleichen Veranstaltungsort.

Referenz

http://www.deutsches-epigenom-programm.de/de/forschung/publikationen/

Zugang zu Epigenom-Daten

Über das IHEC Data Portal können die von den verschiedenen IHEC-Mitgliedsprojekten veröffentlichten Daten abgerufen, dargestellt, durchsucht und heruntergeladen werden.

Kontaktinformationen

DEEP-Koordination
Professor Dr. Jörn Walter
Dept. of Genetics & Epigenetics
Universität des Saarlandes
Tel.: (0681) 3024367
E-Mail

Die Pressemitteilung steht über den nachfolgenden Link als PDF zum Download zur Verfügung.